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[1] Literatur remixed?
Die Hörbuch-Adaption zwingt zu Entscheidungen: wie
gewinnt das textliche Nacheinander Relief, wird es zu einem Stimmengewirr mit
Hörkulisse, zum Dialog oder zum Monolog? Klar lassen sich die Rollen auf
fiktionale Gesprächspartner verteilen, aber wie geht der jeweilige Regisseur
mit indirekter Rede, mit den Erzählansagen und den Grenzzonen erlebter Rede um?
Die Suche regt dazu an, implizite Auffassungen von authentischer, autonomer
Sprache zu hinterfragen. Was ist am jeweiligen Medium szenisch-dramatisch, was
ist eher berichtend? Von der wechselseitigen Erhellung der Medien lassen sich
gezielte Einsichten erhoffen: in die Profilierung von Sprech- und Erzählakten,
aber auch in unseren scheinbar intuitiven Widerstand gegen Off-Screen-Narration
(der noch stärker bei Literaturverfilmungen zum Ausdruck kommt, vgl. Chatman 1999). Bei der Bearbeitung des Themas können ältere
Texte (Kleist, Die Marquise von O…,
Argon Verlag) oder neuere Hörbuchadaptionen (etwa Musils Mann ohne Eigenschaften. Remixed (2004)
berücksichtigt oder verglichen werden.
Literaturhinweise
·
Musil,
Robert: Der Mann ohne Eigenschaften. Remix. Lesung mit Kommentaren und Begleitbuch. Sprecher:
Ulrich Matthes, Sunnyi Melles,
Josef Bierbichler, Manfred Zapatka,
u.v.a. / Regie: Klaus Buhlert
/ Produktion: Bayerischer Rundfunk, 2004.
·
Chatman, Seymour: „New Directions
in Voice-Narrated Cinema“, in: Herman, David (Hrsg.): Narratologies: New Perspectives on Narrative Analysis. Columbus,
Ohio, 1999. S. 315- 339.
·
Elke Huwiler: Erzähl-Ströme im Hörspiel. Zur Narratologie der elektroakustischen Kunst. Paderborn: Mentis, 2005. (Reihe: explicatio).
[2] ‚Zornige Ingenieure’ und ‚stille
Organisatoren’
Historische Ereignisse, präsentiert als verbatim Redeprotokolle, Anekdoten, wechselnd zu Episoden
arrangiert, mit fingierten Interviews untermalt, vereinzelt: lapidare
Erklärungsversuche möglich. Die Informationsvermittlung (anhand von
Rollenspiel, Fiktionalisierung und re-enactment) in
neueren Dokumentartexten und -Filmen (in der endlosen Reihe der Guido Knopp-Filme, anders
bei Alexander Kluge, Reemtsma, …)
lässt sich als paradoxe „Nacherfindung“ bezeichnen. Das brisante Gemisch der
neueren Doku-Fiktion regt dazu an, das Verhältnis von
Fiktion und Nicht-Fiktion zu überdenken. Deutlich haben das Genre des
Dokumentarberichts und unsere Erwartungen über den Inhaltswert von
Berichterstattung Wandlungen erfahren. Wurde ehedem Innenperspektive zum
zentralen Merkmal von Fiktionalität erklärt (Cohn 1990), so lässt jetzt nichts
mehr davon abhalten, Gedanken und Gespräche zu erfinden, um den Entscheidungsspielraum
historischer Zeugen und Täter vor Augen zu führen und sogar mit alternativen
Ausgängen der Geschichte zu experimentieren. Wie lassen sich die Protokolle von
(heimlich abgehörten) Gesprächen deutscher Atom-Wissenschaftler in englischer
Gefangenschaft (1945) und ihre komplexe Gratwanderung zwischen
wissenschaftlichem Fortschrittsoptimismus und historischer Verantwortung
wiedergeben: einerseits im kommentarlosen verbatim
Protokoll, das gleichwohl Arrangement (“Hörbilder”) voraussetzt (Reemtsma),
andererseits im Wissenschaftskrimi-Schema von Rainer Karlsch,
das massiv das Mehrwissen der jetzigen Leserschaft zur Beweiskraft heranzieht.
Diesem deutenden Sog der Nacherzählung scheint sich vor allem Alexander Kluges
bunte und faszinierende Sammeltätigkeit (Chronik
der Gefühle, 1983; zuletzt: Die
Lücke, die der Teufel lässt, 2003) entziehen zu wollen. Das Thema fragt
nach der Rhetorik und Ästhetik von Informationsverwaltung.
Literaturhinweise
(auch eigene Auswahl
möglich)
·
Karlsch, Rainer: Hitlers Bombe. Die
geheime Geschichte der deutschen Kernwaffenversuche. München: Deutsche
Verlagsanstalt 2005.
·
Kluge,
Alexander: Die Lücke, die der Teufel
lässt. Im Umfeld des neuen Jahrhunderts (2003).
·
Reemtsma, Jan Philipp: Stimmen
aus dem vorigen Jahrhundert. Hörbilder. Klett-Cotta Verlag,
Stuttgart 2000. ISBN 3608932305
(Bei buecher.de gibt
es offenbar einen kostenlosen Zugang zu FAZ- und SZ-Rezensionen im Volltext.)
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Kritisch
zum Knopp-Verfahren: Peter
Kümmel: “Ein Volk in der Zeitmaschine”, Die Zeit 10/2004. Geschichte als im
Präsens der “Sportberichterstattung”?